|
Warum trimmen
und nicht scheren |
 |
Der Begriff „trimmen“ ist die deutsche
Variante des englischen Wortes „stipping“. Wobei das Wort
„stripping“ den eigentlichen Vorgang besser beschreibt.
Um den Vorgang und die Notwendigkeit des Trimmens besser erklären
zu können, erst einmal einige Erläuterungen zum Haaraufbau
des Hundes.
Anders als beim Menschen, bei dem aus einem Haarfollikel nur ein Haar
wächst, wachsen beim Hund aus einem Haarfollikel gleich mehrere
Haare von unterschiedlicher Beschaffenheit. Beim Hund wachsen aus einem
Follikel ca. 5-20 Sekundärhaare (Unterwolle), welche dünn
und blass sind, und ca. 2-5 Primärhaare (Deckhaar), welche dicker
und farbintensiver sind. Diese Haare befinden sich immer in verschiedenen
Wachstumsphasen, leicht durch die Länge erkennbar. Das Haar wächst
bis zu einer bestimmten Länge heran (genetisch festgelegt) und
hat dann eine Ruhephase, bevor es vom nachwachsenden Haar aus dem Haarfollikel
herausgestoßen wird und ausfällt.
Diese Ruhephase sollte man nutzen, das schon lose Haar
auszuzupfen, um das Nachwachsen des neuen Haares zu fördern. Zu
diesem Zeitpunkt hat der Hund dann nach dem Trimmen eine geschlossene
Decke aus Primärhaar, welches sich in der Wachstumsphase befindet.
Dieses Auszupfen des losen Haares, ist das eigentliche Trimmen. Man
nimmt einige Haare zwischen Zeigefinger und Daumen oder zwischen stumpfen
Trimmmesser und Daumen und zieht es mit leichtem Schwung in Wuchsrichtung
aus seinem Follikel heraus. Dieses kann am ganzen Körper des Hundes
erfolgen, wobei sich einige Hunde das an den empfindlichen Stellen,
wie dem Genitalbereich, Innenschenkel und Unterbauch, nicht immer gefallen
lassen.
Trimmt man zu früh, also vor der Ruhephase, braucht
das neue Haar, welches sich noch tief im Follikel befindet, viel mehr
Zeit, um an die Oberfläche zu kommen. Der selbe Effekt tritt ein,
wenn man zu spät trimmt. Ist die Ruhephase des längsten Haares
überschritten, so dass es von selbst ausfällt, befindet sich
das nächst längere Haar schon teilweise in seiner Ruhephase
und ist somit lose, was zur Folge hat, dass man es mit austrimmt.
Dieses erklärt die unterschiedlichen Trimmergebnisse,
auf welche ich oft angesprochen werde. Der Zeitpunkt ist entscheidend. |
Der Nachteil der Schur ist gravierend,
denn sie zerstört über kurz oder lang, das Haarkleid des rauhhaarigen
Hundes. Bei schlechterer Ausgangsqualität des Haares mit bleibenden
Schäden.
Da man bei der Schur das alte Haar in den Follikeln belässt, ist
das neue Haar gezwungen, die Reste des alten Haares erst einmal heraus
zu schieben, um selbst Platz zu haben an die Oberfläche zu kommen.
Da das Sekundärhaar viel dünner ist und nicht so viel Platz
benötigt, gelingt es ihm sich zwischen die alten Haaren im Follikeln
zu schieben und an ihnen vorbei zu wachsen. Das Primärhaar wird
durch diesen Platzmangel zurück gehalten, so dass das Haarkleid
nach einiger Zeit mehr oder weniger aus Sekundärhaar besteht.
Der Zeitpunkt, an dem der rauhhaarige Hund zu einem „Plüschtier“
mutiert, ist von Rasse zu Rasse und von Hund zu Hund unterschiedlich,
aber immer sehr ärgerlich, da man diesen Fellzustand bei schlechter
Ausgangsqualität, sprich anlagemäßig vielem Sekundärhaar,
selten wieder verbessern kann.
Das Sekundärhaar ist stumpf, blass und saugt Wasser wie ein Schwamm
auf. Es ist auch von der Natur nicht dafür geschaffen, an der Oberfläche
zu liegen und allen Witterungsbedingungen zu trotzen. Es ist dafür
geschaffen, Körperwärme zu halten und hohe Außentemperaturen
abzuhalten. Das Sekundärhaar ist sozusagen die „Unterwäsche“
des Hundes.
Das dickere, glänzend farbintensive, wasser- und schmutzabweisende
Primärhaar kann man somit als „Oberbekleidung“ bezeichnen,
ohne die der Hund, bildlich gesprochen, in nur „mangelhafter Unterwäsche“
durchs Leben laufen muss. |

Durch scheren verdorbenes Fell, kein Bobtail, nein......., ein Riesenschnauzer
|
Zum Bild: Dieses einst pfeffer-salz farbene Fell besteht zu
hundert Prozent aus hellgrauen Sekundärhaar, welches sich auch
nach dreistündigem Bemühen nicht wesentlich entfernen ließ.
Über einen Zeitraum von drei Jahren ist es durch mehrere Schuren
völlig zerstört worden. |
|