Wie hier fast jeder weiß, habe ich meine Hunde häufig ausgestellt. In großen wie in kleinen Hallen, oder auch auf „der Wiese“. Und ich konnte mir in den Jahren ein ganz gutes Bild von den verschiedenen Ausstellern, bzw. ihrer Motivation machen.
Da ich mich nie einer bestimmten Clique zugehörig gefühlt habe, immer eher autark war, habe ich die verschiedenen Herangehensweisen an die Sache --- Ausstellung, kennen gelernt und konnte sie aus jedem Blickwinkel betrachten.
Sollte ich sie einteilen, würde ich es wohl folgendermaßen machen.
Der unbedarfte Haushund Besitzer
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Züchter und Besitzer, die eigentlich nicht gerne ausstellen, sich aber gezwungen sehen, aus welchen Gründen auch immer, dies zu tun.
Züchter und Besitzer, die gerne ausstellen und dies bis zur Perfektion betreiben.
Erstere werden meist von irgend jemanden dazu überredet und jeder hat einmal so angefangen. Wohin dann die Reise geht, entscheidet sich meist sehr schnell und liegt wohl zum einem am erzielten Ergebnis und zum anderen an den Kontakten die er dort knüpft. Der Mensch ist nun einmal ein „Rudeltier“ und lässt sich schnell beeinflussen. Gerät er an die 2. Gruppe und hat nicht den Ausnahmehund, wird er bald auf keiner Ausstellung mehr zu sehen sein. Gerät er an die 3. Gruppe und hat noch einen sehr guten bis vorzüglichen Hund, wird auch er sich von dem „Ausstellungsvirus“ anstecken lassen. Wie dies zustande kommt, weiß man, wenn man beide anderen Gruppen und ihre Motivation kennt.
Die zweite Gruppe geht eine Ausstellung meist so an;
8:00 Uhr Einlass der Hunde, Mist, 2 Stunden Fahrt, heißt 5 Uhr aufstehen, Groll. Oder auch 10:00 Uhr Anfang mit Richten, 2 Stunden Fahrt, mein Frühstück lasse ich mir von keiner blöden Ausstellung versauen, 8.00 Uhr losfahren reicht, Ausstellungsgelände nicht gleich gefunden, Mist !
Das ist natürlich jetzt eine etwas übertriebene Darstellung, aber genau so habe ich es schon oft gehört. Es soll nur aufzeigen, dass diese Aussteller oft schon den Tag mit negativen Gedanken anfangen und sie kommen schon, ich will mal sagen, angespannt auf so eine Ausstellung. Regen sich, wohl möglich, am Eingang schon über die Fülle an Menschen und die Enge auf, obwohl sie ja eigentlich gewusst haben, dass es so ist. Sehen am Ring die Konkurrenz, deren Menschen sie nicht mögen, obwohl sie diese manchmal gar nicht persönlich kennen und würden am liebsten gleich wieder gehen. Nicht der beste Start, um so einen Tag zu beginnen. Aber sie haben ja vor, ihren Hund beurteilen zu lassen, also bleiben sie. Diese Grundstimmung überträgt sich natürlich auch auf ihren Hund, der sich ja eigentlich frei, gutgelaunt und unerschrocken zeigen soll. Aber verlangt man da nicht ein bisschen viel, wenn die eigene Einstellung eine ganz andere ist. Unbedarfte Besucher, die sie ansprechen, werden oft davon überzeugt, dass es bei so einer Ausstellung sowieso nicht mit rechten Dingen zugeht, sie es eigentlich gar nicht nötig hätten hier zu sein aber von einer höher stehenden Instanz (Klub) dazu gezwungen werden, wollen sie mit ihrem Hund züchten.
Nun zu der dritten Gruppe. Sie gehen den Tag schon einmal ganz anders an. Freudige Aufregung lässt sie schon vor ihrem Wecker wach werden. Frühstücken...., wird völlig überbewertet, mache ich unterwegs. Kaum sind die Tore geöffnet, ist man auch schon da, um einen guten Platz zu ergattern.
Die ganz entspannten Profis, lassen sich von den gerade beschriebenen einen Platz frei halten und kommen ganz cool in letzter Minute.
Auch sie wissen von der Fülle und Enge, aber sie regen sich nicht auf, denn sie freuen sich auf den „Wettkampf“. Ja, Sie hören richtig, für sie ist es eine Art Hundesport, für den sie und das weiß ich, sehr viel üben. Für sie geht es nicht unbedingt um die Beurteilung ihres Hundes, denn sie wissen, dass sie einen vorzüglichen Hund an der Leine haben. Einen SG Hund würden sie gar nicht mitnehmen.
Ihnen geht es um eine gute Platzierung, wie beim Sport. Hier findet ein Wettkampf statt, das ist eine ganz andere Welt. Schon eher zu vergleichen etwa mit einer Prüfung, für die man ja auch viel üben muss. Bei ihnen werden einfach alle Eventualitäten geübt. Von irgendwelchen Vorfällen überraschen, lassen sie sich nur sehr selten, in die Hacken laufende Konkurrenz, Futterbrocken im Ring, alles kein Thema. Dies kann man alles üben und das tun sie auch, genau so wie dem Hund beizubringen über einen längeren Zeitraum still zu stehen, sich anfassen zu lassen ohne die Position zu verändern. Auf ein Schnalzen hin, auf engsten Raum trotzdem raumgreifendes Gangwerk zu zeigen.Das WIE ich einem Hund so etwas beibringe, steht auf einem anderen Blatt, da kann aber jeder, der einmal einen Blick auf die Hundeplätze der Republik gewagt hat, mehr Geschichten erzählen.
Nun werden manche fragen, die „Mitglieder“ der zweiten Gruppe sowieso, muss das alles sein. Nein, muss nicht aber kann. Was machen sie denn anders als ein Hundesportler, der schon für eine BH Prüfung von seinem Hund viele Dinge verlangt, die auch nicht sein müssten. Ob ich nun einem Hund beibringe unter Ablenkung stehen oder liegen zu bleiben, wo ist da der Unterschied. Für den Hund dürfte es da keinen großen Unterschied geben, für ihn ergibt beides keinen Sinn, außer das wir es so möchten.
Aber auch die dritte Gruppe ist natürlich nicht frei von Vorurteilen, der zweiten Gruppe gegenüber.
Die Fronten sind leider oft so verhärtet, dass die einzelne Person gar nicht mehr wahr genommen wird, sondern in der jeweiligen Gruppe unter geht.
Ich persönlich zähle mich zu der bis hierher noch nicht aufgeführten Gruppe vier. Sie besteht aus mir und meinem Hund. Wie oben schon beschrieben war ich immer autark und umgebe mich auf einer Ausstellung mit Leuten die ich mag, egal welcher Gruppe sie sich zugehörig fühlen.
Oft sieht es so aus, als sei ich einsam in der Menge, aber so fühle ich mich nicht. Ich gehe nur unausweichlichem Gerede und Gruppenzwang gezielt aus dem Weg.
Wenn man sich vor Augen hält, dass eine Ausstellung heute aus Zweierlei besteht, zum einem aus der Bewertung des Hundes (G,SG,V) und zum anderen aus dem Wettkampf um die Platzierungen, kann man doch ganz ruhig an die Sache heran gehen.
Geht es einem Aussteller nur um eine Bewertung, kann er doch beruhigt die „Sportler“ links liegen lassen, er sollte seinen Hund allerdings schon auf gewisse Dinge vorbereiten.
Will er aber mit um die Platzierungen laufen, gehört etwas mehr „Biss“ dazu, denn nur einer wird gewinnen, das ist bei den „Sportlern“ ja auch nicht anders, der der seine „Hausaufgaben“ am besten gemacht hat, wird letztendlich ganz vorne liegen.
Hat man einen Hund mit einem vorzüglichen oder sehr guten Exterieur und weiß man es dem Richter in der Kürze des Vorführens auch zu zeigen, wird man auch sein V oder SG bekommen.
Ich habe das immer so gesehen und das hat mich ganz ruhig auf jede Ausstellung fahren lassen. Ich wusste, wollte ich an der Spitze mithalten, musste ich im Vorfeld viel tun. Hatte ich dies nicht getan und landete irgendwo im Mittelfeld, hatte ich selbst Schuld. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, jemand anderem eine Schuld dafür zu geben.
Versuchen sie einmal, eine Ausstellung aus diesem Blickwinkel zu sehen, dann können diese Tage auch viel Spaß machen.
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